Ich war froh als ich die Ameisensäure wieder aus Polly’s zu Hause nehmen konnte. Eigentlich war es zu spät für die Behandlung mit Ameisensäure, aber ich wollte auch kein Risiko eingehen. Die ganze Beute roch noch Tage später nach der Säure obwohl das Gefäß schon lange raus war aus der Kiste.
Inzwischen ist es Anfang Dezember und der erste Nachtfrost hat sich schon eingestellt. Der erste Frost ist immer ein wichtiger Zeitpunkt, den man für die Winterbehandlung der Bienen beachten muss. Bei der Winterbehandlung werden die Bienen mit einer Lösung aus Oxalsäure und Zucker beträufelt. Damit sollen die letzten Milben getötet werden, die sich noch auf den Bienen festgesaugt haben. Das ist im Grunde die wichtigste Behandlung im Jahr, damit die Bienen möglichst unbelastet ins neue Jahr starten können.
Die Milbe braucht Bienenlarven um sich vermehren zu können. Ihre Fortpflanzung und Vermehrung findet in den Zellen statt, in denen die jungen Bienen herangezogen werden. Wenn einen Milbe auf einer Biene sitzt, wartet sie im Grunde nur auf eine gute Gelegenheit in eine Brutzelle zu schlüpfen und sich dann mit der Larve einschließen zu lassen. Wenn die junge Bienen dann schlüpft, der es dann meistens schon nicht gut geht oder missgebildet ist, krabbeln immer mehr Milben mit aus der Zelle als hineingekrabbelt sind.
Aus diesem Grund ist es bei der Winterbehnadlung so wichtig, dass Polly brutfrei ist, dass also alle Milben auf den Binen sitzen und sich keine in den Zellen verstecken kann. So dass alle Varroamilben von der Oxalsäure getötet werden. Für die Bienen ist das auch wieder nicht angenehm und einige sterben auch bei der Behandlung. Aber wie so oft bei Medikamenten sollte der Nutzen größer sein als der Schaden. Die Säure an sich ist viel schwächer als die Ameisensäure. Aber wenn die Bienen Zuviel davon abschlecken ist es wohl auch nicht gut für sie.
Ich warte drei Wochen nach dem ersten Frost und mache dann die Behandlung. Denn mit dem ersten Frost hört die Königin auf Eier zu legen und nach drei Wochen, 21 Tagen, ist dann die letzte Biene geschlüpft und keine Brut mehr in den Zellen also auch keine Milben mehr darin. So ist zumindest die Theorie. Als ich die Kiste öffne bin ich erstaunt wie groß Polly noch ist. Ich hatte mit viel weniger Bienen gerechnet. Ich freue mich und werte es als gutes Zeichen das zeigt, dass ich wohl nicht ganz verkehrt lag mit meiner Pflege.
Ich beeile mich und träufle 50ml der Oxalsäure über die Bienen zwischen den Waben. Es geht relativ schnell und dann mache ich die Kiste wieder zu. Es hat nur 4 Grad Celsius, und bei dieser Temperatur noch mit einer Flüssigkeit beträufelt zu werden ist sicher nicht angenehm.
Es gibt einige Imker, die Ihre Bienen nicht mehr behandeln, weil nur so die Natur sich selbst helfen kann und sich widerstandsfähige Bienen gegen die Varroamilbe entwickeln können. Auch Thomas Seeley, ein berühmter amerikanischer Bienenforscher vertritt diese Meinung. Ich kann das gut nachvollziehen und würde es gerne auch so machen, doch ich traue mich noch nicht und Polly hatte sowieso einen schweren Start, da wollte ich kein Risiko eingehen.
Jetzt bin ich gespannt wie Polly über den Winter kommt und hoffe, dass ich im nächsten Jahr nicht so oft eingreifen muss.