Der Honig, den Polly mir widerwillig überlassen hat, befindet sich noch in den kleinen Vorratsbehältern aus Wachs, die die Bienen so kunstvoll bauen, um Vorrat für den Winter zu haben. Honig ist das einzige natürliche Produkt, das im Grunde ewig haltbar ist, wenn es richtig gelagert wird. Dabei ist der Begriff „natürlich“ eigentlich nicht ganz richtig. Auch wenn Honig von den Menschen naturbelassen ist, so ist er doch von den Bienen ein hoch verarbeitetes Lebensmittel.
Der Nektar, den tausende von Bienen in tausenden von Flügen in den Stock bringen, wird von anderen Bienen viele viele Male aufgenommen und immer wieder von einer in die andere Zelle übertragen. Dabei entzieht die Biene dem Nektar Wasser und führt ihm eigene Enzyme zu, die ihn haltbar machen. Honig muss in der Regel zwischen 15 und 18% Wasser enthalten. Wenn er mehr enthält besteht die Gefahr, dass er anfängt zu gären. Enthält er weniger als 15% wird er zu fest.
Damit ich dieses kostbare Gut aus den Waben bekomme gibt es in meinem Fall zwei Möglichkeiten. Es gibt den sogenannten Presshonig, bei dem die Waben wie in einer Fruchtpresse gequetscht werden und so der Honig abfließen kann. Es bleibt ein Honigklumpen zurück. Die zweite Methode ist der Tropfhonig. Die Waben werden zerstampft und zerkleinert und dann durch ein feines Seihtuch abgeseiht. Ich mache Zweites.
Am Ende bekomme ich 3,5 Kilo Honig, was eine sehr klägliche Ernte im Vergleich zu einer konventionellen Bienenhaltung ist. Aber so ist es eben wenn es nicht um den maximalen Ertrag geht. Das Wachs, das im Seihtuch übrig bleibt, lege ich in einen Becher und stelle es zurück in Pollys Kiste. Die Bienen schlecken es komplett sauber und wenn man es zu lange drin lässt bauen Sie daraus wunderbare neue Waben in wunderschönen Formen. Mit dem Wachs werde ich meine ersten Kerzen gießen oder auch Wachstücher machen, die man gut als Ersatz für Frischhaltefolie verwenden kann. Die Möglichkeiten die Produkte der Bienen zu nutzen sind äußerst zahlreich.