Die hohen Temperaturen lassen weiter auf sich warten und die Bienen sind dieses Jahr in Ihrer Entwicklung lange nicht dort, wo sie letztes Jahr um diese Zeit waren. Auch wenn die frühen hohen Temperaturen im letzten Jahr auch vom Mittelwert abwichen, macht es das lange relativ kalte Wetter dieses Jahr den Bienen auch sehr schwer sich zu vermehren und zu wachsen.
Meine beiden Völker Polly und Tamara tun sich dieses Jahr beide schwer aus dem Quark zu kommen. Polly hat mir ja bereits letztes Jahr etwas Sorgen bereitet, wegen der Kalkbrut im Spätsommer und der relativ kleinen Volksgröße aufgrund dessen, zum Winter hin. Trotzdem hat Sie es durch den Winter geschafft und ist inzwischen wie ich meine wieder auf dem Weg der Besserung.
Tamara dagegen, die mir letztes Jahr sehr viel Honig beschert hat und auch sonst einen sehr guten Eindruck gemacht hat, gibt mir zur Zeit Grund zur Besorgnis. Bei der ersten Durchsicht Ende März hat Tamara noch einen guten Eindruck gemacht. Das Volk hatte eine mittlere Größe, sie sind fleißig geflogen bei Sonnenschein und haben viel Pollen eingetragen. Es sah also alles nach einem guten Start aus.
Doch in den letzten drei Wochen wurde ich immer misstrauischer und habe normal verdeckelte Brut vermisst. Statt dessen kann ich nur diverse Drohnenbrut entdecken, die sich durch die nach vorne gewölbten Deckel abzeichnet, weil die Drohnen viel größer als die Arbeitereinen sind. Es hat mich außerdem überrascht so früh im Jahr schon so viele Drohnen im Volk zu haben. Zuerst hatte ich mir noch nicht viel dabei gedacht, aber als ich vor zwei Wochen dann immer noch keine Arbeiterinnenbrut entdecken konnte machte ich mir Gedanken, woran das liegen könnte.
Es gibt mehrere Möglichkeiten. Entweder die Arbeiterinnenbrut versteckt sich weiter innen im Nest, wo ich Sie nicht sehen kann, was ich für relativ unwahrscheinlich halte. Oder die Königin ist am Ende Ihrer Kräfte und hat keinen Samen mehr in sich um Ihre Eier zu befruchten. Da kann man dann nur hoffen dass das Volk noch rechtzeitig still umweiselt und sich eine neue Königin heranzieht. Das wäre die beste der Alternativen. Es kann aber auch sein, dass die Königin aus irgendeinem Grund gestorben ist und nun eine Arbeiterin anfängt Eier zu legen. Das wäre eine sogenannte Afterweisel. Diese Möglichkeit ist jedoch laut manchen Imkerkollegen auch eher unwahrscheinlich, weil das im Frühjahr angeblich nicht passiert.
Eine Königin wird nur am Anfang Ihres Lebens von mehreren Drohnen begattet, die alle dabei ihr Leben verlieren. Die Königin behält aber Ihr lebenlang den Samen der Drohnen in Ihrer Samenblase und befruchtet damit Ei für Ei. Befruchtete Eier werden Arbeiterinnen, also weiblich, und unbeleuchtete Eier werden Drohnen, also die Männchen. Wenn der Samen in der Königin aufgebracht ist, kann sie nur noch männliche Nachkommen bekommen, was für das Volk fatal ist, weil die Drohnen nichts zum Erhalt des Volks beitragen. Die Drohnen dienen nur der Fortpflanzung und dem Erhalt der genetischen Vielfalt der Völker insgesamt.
Ich hoffe also darauf, dass die Damen genau wissen was zu tun ist und sich rechtzeitig um eine neue Mutter gekümmert haben, falls das nötig war. Hier kommt es dann auch zu einer brutfreien Zeit, weil die junge Königin erst begattet werden muss, was so früh im Jahr sicher noch nicht so einfach ist, weil noch nicht viele Drohnen fliegen. Ich hoffe also darauf, dass das Wetter bald endlich wärmer wird und die neue Königin, wenn es sie denn gibt, zu ihren Begattungsflügen aufbrechen kann.
Nachtrag vom 04.05.2021 – Heute musste ich leider feststellen, dass Tamara es nicht geschafft hat. Die Königin war wahrscheinlich tot. Als ich zur Kiste kam, sah ich bereits vor dem Flugloch viele Wachskrümel und Bienenleiber liegen. Als ich die Kiste aufmachte sah ich das ganze Drama. Es hatte sich wohl eine Maus durch die Waben gefressen und die letzten Bienen getötet. Es gab nur noch ein paar Drohnen die sich kaum noch bewegten. Jetzt hoffe ich, dass Polly mir dieses Jahr wieder einen Schwarm schenkt.