Nachdem ich im vergangenen Jahr keine Zeit und Muse gefunden habe einen Beitrag zu schreiben, möchte ich hier eine kurze Rückschau machen und Euch wieder auf den neuesten Stand bei Polly bringen.
Der milde Winter 2020 und die vielen warmen sonnigen Tage im März hatten es erlaubt, dass ich bei Polly den Honigraum schon vor dem eigentlichen Saisonstart Mitte April öffnen konnte. Ich hatte auch die Hoffnung, damit den Schwarmtrieb zuvor zu kommen, indem ich Ihnen mehr Platz zum bauen geben würde. Die zusätzlichen Waben hatte Polly, die gut über den Winter gekommen war auch in nur wenigen Wochen so ausgebaut, dass Sie schon Vorräte darin lagern konnte.
Die Hoffnung, dass sich der Schwarmtrieb durch die frühe Öffnung des Honigraums in Grenzen halten würde, hatte sich jedoch ein Woche später schon wieder zerschlagen. Die Spielnäpfchen, die mir schon Mitte April aufgefallen waren, hatten jetzt schon Larven in sich, die fleißig mit Gelée Royal gefüttert wurden. Ich konnte mich also darauf gefasst machen, dass ich in ca. einer Woche wieder einen Schwarm einsammeln durfte. Andererseits, ist es ein gutes Zeichen wenn sich das Volk teilt, weil zum einen es das nicht tun würde, wäre es nicht stark und zum anderen auf ganz natürliche Weise eine Brutpause entsteht, die die Anzahl der Varroamilben reduziert.
Wie vermutet kam es dann dann jedoch nicht. Ich vermutete, dass das schlechte Wetter Polly einen Strich durch die Schwärmerei gemacht hatte. Jedoch kam Mitte Mai dann doch der erwartete Anruf, dass sich wieder ein Schwarm in der Nähe in einem Baum gehängt hatte. Ich packte sofort meine Sachen, Schwarmkisten, Sprühflasche mit Wasser und Imkeranzug und fand nicht nur einen, sondern gleich zwei Schwärme im Baum hängen. Dies deutete jedoch darauf hin, dass diese beiden bereits der zweite Schwarm sind, der sich vom Volk geteilt hatte und wir den Vorschwarm nicht mitbekommen hatten.
Der Vorschwarm ist in der Regel die alte Königin, die sich mit einem Teil Ihres Volks eine neue Bleibe sucht. Die Nachschwärme sind immer junge Königinnen, die noch nicht begattet sind und die zum Teil gleichzeitig schlüpfen und dann mit jeweils einem Teil der Bienen sich auch auf den Weg in ein neues Heim machen. Hier hingen also zwei Schwärme im Baum die ich nun mit der Leiter pflücken musste.
Ich beschloss, beide Schwärme in eine Kiste zu packen, da der kleine zu schwach war, um zurecht zu kommen. Die beiden Königinnen würden das ganze dann unter sich ausmachen. Der große Schwarm bildete aber eine wunderschöne Traube an dem Ast an dem er hing.
Zum Glück konnte ich die Leiter in der Nähe an ein Dach lehnen, um den Schwarm in meine Kiste zu schütteln. Den kleinen schüttelte ich in meine kleine Schwarmkiste. Dann stellte ich beide auf den Boden und machte das Flugloch auf, um zu warten, bis die restlichen Bienen dem Duft Ihrer Königin folgend sich zu den anderen in den Kisten gesellten. Für die Kinder, die in der Nähe auf dem Spielplatz spielten, war das ganze ein besonderes Schauspiel und sie schauten interessiert zu und fragten mich über die Bienen aus. Sie beobachteten geduldig, wie sich die Bienen auf der Kiste sammelten und nach und nach in der Kiste verschwanden, in der Ihre Königin wartete.
Als dann alle Bienen drin waren, schüttete ich den kleinen Schwarm zu dem großen und nahm Ihn mit zu mir nach Hause. Ich hatte den Schwarm gleich auf der Schwarmbörse angeboten, woraufhin sich sofort ein Imker meldete, der einen Schwarm als Ersatz für ein gestorbenes Volk suchte. Er holte den Schwarm am nächsten Tag ab. Der Blick in Pollys Kiste offenbarte allerdings ein in seiner Größe deutlich reduziertes Volk. Sie würde jetzt eine Weile brauchen um wieder stark zu werden und mit der Honigproduktion voran zu kommen.
Leider waren die Eisheiligen im letzten Jahr doch recht ausgeprägt, so dass es Polly noch zusätzlich schwer hatte wieder zu Kräften zu kommen. Sie hatte keine Möglichkeit Pollen und Nektar zu sammeln und gleichzeitig Ihre Brut zu wärmen. Von einem Begattungsflug für die junge Königin ganz abgesehen. Nach ein paar Wochen hatte Sie sich langsam wieder erholt und nach ca. vier Wochen konnte ich schon wieder verdeckelte Brut entdecken.
Doch leider hatte das ganze auch eine Schattenseite. Vermutlich durch die kalten Tage und die zu geringe Bienenanzahl, die die Brut nicht richtig wärmen konnte, kam es zur sogenannten Kalkbrut. Das ist eine Bienenerkrankung, die durch einen Pilz hervorgerufen wird, der die Larven befällt und tötet. Die Bienen räumen dann die toten Puppen aus ihren Zellen und man findet Sie auf dem Boden zum Teil wieder. Die Erkrankung ist nicht unbedingt lebensbedrohlich für das Volk, jedoch kann Sie einem schwachen Volk doch gefährlich werden, weil sie es zusätzlich schwächt. Man kann in der Bienenkiste nicht viel dagegen tun, außer auf besseres Wetter zu hoffen und falls nötig etwas zu zu füttern. Gefüttert habe ich Sie nicht, da Sie noch genug Honig eingelagert hatten.
Zum Glück hat sich die Lage im weiteren Verlauf dann auch wieder zum positiven entwickelt. Ich habe dann keine Kalkbrut Puppen mehr im Stock entdecken können. Inzwischen war es Ende Juli und höchste Zeit die Honigwaben wieder aus dem Stock zu holen. Die Ernte viel natürlich nicht sehr üppig aus mit 10 kg, aber ich war froh, dass sich Polly wieder erholt hatte und fütterte Sie jetzt, damit Sie für den Winter genug einlagern konnte.
Im weiteren Verlauf hat sich Polly wieder ganz gut entwickelt, jedoch hat Sie zum Teil das Futter nicht angenommen. So hatte Sie dann Ende September etwas mehr als 10 kg für den Winter eingelagert. Das ist nicht sehr viel, jedoch hatte Sie auch in den letzten Jahren kaum mehr an Gewicht für die Überwinterung gehabt. Den Honig hatte ich inzwischen als Tropfhonig verarbeitet und in Gläser abgefüllt. Ich hatte extra neue Leim-Etiketten besorgt, damit die Gläser einfacher wiederverwendet werden können.
Inzwischen ist es schon wieder Frühling und ich habe bereits das erste mal nach der Oxalsäurebehandlung im Dezember wieder bei Polly rein geschaut. Ich war froh als ich eine zwar kleine, aber doch gesund wirkende Polly vorfand. Ich hoffe dass Sie die letzten kühlen Tage die jetzt kommen auch noch gut überstehen wird.
Pollys Schwester Tamara hatte ich übrigens auch im August an einen neuen Standort gesetzt, wo Sie inzwischen auch den Winter gut überstand hat. Sie ist jetzt von Harlaching nach Waldtrudering gezogen, wo Sie sehr nett empfangen wurde. Ich bin gespannt auf die neue Saison.