Ich war auf meiner morgendlichen Laufrunde, als ich den Anruf eines Imkers bekam, der mir seinen Bienenschwarm anbot. Mein Adrenalinspiegel ging sofort nach oben. Es ist der 21. Mai 2018. Vier Wochen vorher habe ich mich bei der Schwarmbörse angemeldet und seit dem jeden Tag gespannt auf diesen Anruf gewartet.
Jetzt ist es soweit. Die monatelangen Vorbereitungen, Studien und Überlegungen müssen in die Realität umgesetzt werden. Die Bienekiste ist bereit und die Schwarmbox schon lange im Auto verstaut. Gegen Mittag bin ich zusammen mit meinem Freund im Auto auf dem Weg um meine neuen Mitbewohner abzuholen. Er ist sehr begeistert, dass er dabei sein darf. ; )
Der Imker wohnt einsam am Ortsrand an einer verlassen Landstraße. Er hat auf seinem Grundstück 6 Bienenvölker, von denen bereits 3 geschwärmt sind. Er erzählt mir, dass er Demeter-Imker sei. Bei Demeter darf der natürliche Schwarmtrieb nicht unterdrückt werden, wie es bei der klassischen Imkerei meist gemacht wird.
Der Schwarm ist die natürliche Art eines Bienenvolks sich zu vermehren. Die alte Königin fliegt mit einem Teil der Bienen im Schwarm davon um sich ein neues zu Hause zu suchen. Das Volk teilt sich wie es Zellen tun um sich zu vermehren. Die Bienen die zurück bleiben ziehen sich eine neue Königin heran.
Der Schwarm hängt sich dann zunächst in der Nähe an einen Ast und schickt Kundschafter los, die nach einer neuen Behausung suchen. Das kann bis zu drei Tage dauern, bis sich der Schwarm für eine mögliche Behausung entscheidet.
In dieser Zeit ist der Bien, wie man ein Volk auch nennt, am friedlichsten. Man muss keine große Angst haben von Bienen aus einem Schwarm gestochen zu werden. In diesem Zustand haben sie nichts zu verteidigen, wofür es sich lohnen würde durch den Stich zu sterben, keine Brut die sie beschützen müssen.
Zum Glück muss ich den Schwarm nicht alleine vom Baum holen sondern habe mit einem erfahrenen Imker die beste Unterstützung die man kriegen kann. Davor hatte ich im Vorfeld am meisten Bammel. Wie soll ich den Schwarm einfangen. Ist er leicht erreichbar? Es ist alles halb so schlimm.
Ein kurzes Rütteln am Ast des Apfelbaums an dem der Schwarm hängt und die meisten Bienen fallen in den Trog, den ich darunter halte. Dann schütte ich die Bienen in die Schwarmkiste, Klappe zu, Flugloch auf und wir müssen nur noch warten, dass die restlichen Bienen Ihren Weg zur duftenden Königin und Ihren sterzelnden Schwestern finden. Sterzeln nennt man das was Manche Bienen am Flugloch dann machen. Sie halten Ihren Hinterleib in die Höhe und geben einen Duftstoff ab, der Ihren Schwestern zeigt wo sich die Königin befindet.
Nach ca. einer Stunde hat sich alles beruhigt und die meisten Bienen des Schwarms haben die Kiste gefunden. Ich mache das Flugloch zu und nehme die Kiste mit. Sie ist schwer, ca. 2kg. Wir verabschieden uns und sind kurze Zeit später wieder auf dem Weg zurück nach München.
Das Abenteuer beginnt. Der neu geborene Bien sitzt sicher angeschnallt auf dem Rücksitz. Er schnurrt. Ich werde ihn Polly nennen.