Es ist die arbeitsintensivste Zeit bei der Bienenhaltung. Die Zeit von Mitte April bis Mitte Juni, in der ein Volk möglicherweise beschließt sich zu teilen. Die alte Königin fliegt mit der Hälfte der Bienen aus, um sich eine neue Wohnung zu suchen und zu bauen. Das Volk baut in der Zeit mehrere Königinnenzellen um für den Auszug der Alten gewappnet zu sein und mehrere junge Königinnen zu haben.
Nachdem Polly schon lange Königinnen nachzieht. Hätte es eigentlich bald soweit sein sollen. Doch das schlechte Wetter hat ihr dann wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. Den einzigen schönen Tag den es gab Ende April hat sie wohl nicht genutzt. Jetzt war es wieder zu kalt geworden. Ein Blick in die Kiste zeigte aufgebrochene leere Königinnenzellen, sogenannte Weiselzellen. Polly schien die Aktion abgebrochen zu haben. Dafür waren ein paar neue entstanden.
Inzwischen war wieder über eine Woche vergangen, ohne dass es bei Polly irgendwelche Regungen gab. Das relativ schlechte und kalte Wetter war auch nicht geeignet um mit dem halben Volk eine ungewisse Reise anzutreten. Bienen können als Schwarm kaum Vorräte mitnehmen. Die Waben bleiben wo sie sind. Nur der Honigmagen wird so stark gefüllt, dass alle anderen Blasen und Drüsen in der Biene ganz klein werden. Auch die Giftblase wird geleert, weshalb der Stich einer Schwarmbiene relative harmlos ist. Mit dem Vorrat kann der Schwarm dann drei bis fünf Tage überleben und im neuen zu Hause mit dem Bau neuer Waben beginnen.
Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass Polly dieses Jahr das Schwärmen einfach sein lässt. Genug Platz war noch in der Kiste. Bis ich am Samstag Mittag, den 11.5.2019 einen Anruf bekam. „Polly ist geschwärmt!“ sagte meine Freundin, in deren Garten ich Polly untergebracht hatte. Ich war sofort hell wach. Ich hatte die neue Schwarmkiste, die ich bestellt hatte noch nicht zusammengebaut. Es blieb mir dafür jetzt keine Zeit mehr. Ich musste mit einem Pappkarton improvisieren. Der Schwarm hängt meist nicht lange an der ersten Stelle unweit vom Stock. Nach ein paar Stunden oder 1-2 Tagen fliegen dann alle zu Ihrem neuen zu Hause, das die Scoutbienen suchen.
Mit Pappschwarmkiste, kleiner Schwarmkiste und Wasser zum Sprühen fuhr ich nach Sendling. Der Schwarm hing in einer Hainbuchenhecke. Es waren sogar zwei Schwärme, was darauf hindeutet, dass es zwei Königinnen sind und dass es Nachschwärme sind. Der Vorschwarm, also der Schwarm mit der alten Königin, fliegt in der Regel alleine los. Erst ein paar Tage später kommt es zu Nachschwärmen, wenn wieder viele Bienen geschlüpft sind und junge Königinnen da sind, die mit Ihnen los fliegen. Polly war also das erste mal unbemerkt weggeflogen.
Das Einfangen der beiden Bienentrauben ging relativ einfach. Sie hingen in einer angenehmen Höhe. Es kann auch passieren, dass ein Schwarm hoch oben im Baum hängt, wo man dann ohne die Hilfe der Feuerwehr nicht hinkommt. Ich stellte die Kiste unter den Schwarm und schüttelte einmal kräftig an dem Ast. Vorher hatte ich die Bienen mit Wasser eingesprüht, damit nicht zu viele dabei auffliegen. Der Schwarm viel einfach in die Kiste, Deckel zu und Flogloch auf. Der Duft der Königin lockt dann den Rest der Bienen in die Kiste. Die die übrig bleiben fliegen nach einer Weile zurück zum alten zu Hause. Das gleiche machte ich noch mit der kleinen Schwarmtraube und schon waren beide Schwärme im Kasten. Ich war froh.